Was bleibt von Weihnachten?

Bild: Krippe in St. Johannes Baptist

Was bleibt vom weihnachtlichen Festkreis? Vielleicht ein paar Gramm auf der Waage, ein paar Tannennadeln in der Sofaritze oder der Segen der Sternsinger für die eigene Wohnung. In meiner Erinnerung bleibt der Tyrannosaurus Rex, der plötzlich an der Krippe in der Kirche stand. Aufrecht stehend reichte er den Schafen nicht einmal bis zur Schulter und stellte so keine echte Bedrohung für Mensch und Tier dar. Darüber hinaus war es eine Spielzeugfigur und wird sehr wahrscheinlich von einem kleinen Menschen heiß und innig geliebt, der seinem T-Rex die Gelegenheit geben wollte, mit den anderen Tieren während des Gottesdienstes mal nah bei der Krippe zu sein. Nach dem Gottesdienst und dem Besuch bei der Krippe sind der kleine Mensch und sein kleiner T-Rex lieber wieder gemeinsam nach Hause abgezogen.

Bild: Pixabay „T-Rex“

Es war jedenfalls eine überraschende Unterbrechung der üblichen Sicht auf die Krippe. Die bedingungslose Liebe eines Kindes macht selbst aus dem gefährlichen Tyrannen ein entzückendes Wesen. Das klappt nicht immer. Die Bibel hat diese Konfrontation mit negativem Ausgang schon mit eingebaut: Herodes befiehlt den Kindermord in Bethlehem, weil er sich bedroht fühlt. Der liturgische Kalender begeht den zweiten Weihnachtstag als Todestag des Märtyrers Stephanus. Und in diesem Jahr wurden zu Weihnachten bei Angriffen bewaffneter Islamisten auf mehrere Dörfer im nigerianischen Bundesstaat Plateau knapp 200 Christen getötet – zumeist Frauen und Kinder. Die Angriffe begannen genau am Heiligen Abend und waren laut Medienberichten gut koordiniert. Bei den Angriffen auf 20 Gemeinden wurden auch mehr als 300 Menschen verletzt. Außerdem wurden Häuser, Autos und Fahrzeuge niedergebrannt. Für die Angriffe dürften erneut Dschihadisten verantwortlich sein, die seit Jahren im Norden Nigerias für den Tod von über 10 000 Menschen verantwortlich sind. Unsere Medien berichteten kaum darüber.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Stellen die geschilderte brutale Realität einerseits und andererseits unsere alltägliche Banalität diese Botschaft der Engel von Weihnachten nicht in Frage? Oder sind Brutalität und Banalität dieser Welt nicht eigentlich völlig absurd und werden durch die Botschaft von Weihnachten in Frage gestellt?!! „Als die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, hat er uns gerettet – nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen – durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.“, hieß es in einer der weihnachtlichen Lesungen aus dem Titusbrief. Weihnachten ist der Lichtblick, der uns an den Ursprung unserer Erlösung erinnert und uns ermutigt es eben immer auch noch mal mit Güte und Menschenfreundlichkeit zu versuchen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Vielleicht sollte ich meine Krippe in diesem Jahr nicht komplett in den Schrank packen, sondern stehenlassen – und mir auch noch einen T-Rex dazu kaufen. Mögen die Tyrannen – welcher Art auch immer – klein bleiben – das wäre mein Wunsch für dieses Jahr.

Ein Beitrag von Dechant Gerald Haringhaus

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