Wort zum Sonntag

Als im Frühjahr die Kirchenaustrittszahlen der evangelischen Kirche mit 380.000 veröffentlicht worden sind, ließ diese hohe Zahl für die katholische Kirche nichts Gutes ahnen.
500.000 Katholiken haben im Jahr 2022 beim Amtsgericht ihren Austritt erklärt. Die Ratsvorsitzende und die (Erz-)Bischöfe haben fast wortgleich mit den Worten – „Große Betroffenheit“ – „hat mich erschüttert“ oder ähnlichen Worten darauf reagiert.
Vielleicht ist Ihnen wie mir in den Sinn gekommen, dass der leere Platz neben Ihnen oder an anderer Stelle beim Sonntagsgottesdienst oder im Gemeindehaus einem Christen gehörte, der noch „gestern“ zu denen gehörte, der dazu gehörte.
Bei den Motiven, die die Menschen bewegt, den Schritt aus der Kirche zu gehen, gibt es sicher unter den Konfessionen unterschiedliche Gewichtungen, doch eines lassen die hohen Austrittszahlen vermuten, eine Form der Resignation, die so gar nicht zu einem Wesenskern des Glaubens zu passen scheint, nämlich der Hoffnung. Doch nachvollziehbar erlebt man sich „gefangen“ in der Resignation.
In einem Artikel von Thomas Arnold in katholisch.de las ich vor wenigen Tagen Folgendes:
„Statt zu resignieren, könnten drei Schritte eine neue Weite öffnen.
Erstens: Anerkennen, dass „die neuzeitliche Gestalt der Religion nicht die erste und offensichtlich auch nicht die letzte gesellschaftliche-kulturelle Inkarnation des christlichen Glaubens in der Geschichte bleiben wird“ (Thomas Halik). Das schützt davor, alles lieb Gewonnene bewahren zu wollen und als besonders schützenswert zu erklären. Zweitens: Das Bemühen, die Kirche mit der Moderne zu versöhnen, voranzutreiben und in Folge des II. Vatikanums zu vollenden, […]. Es wird voraussichtlich ein „betreutes Lernen“ (Christiane Florin) für Bischöfe, Priester und Laien. Doch es wäre zu wenig, deformierte Strukturen lediglich zurechtzubiegen. Und deswegen drittens: Den Mut aufbringen, den „Nachmittag des Christentums“ (Halik) zu gestalten, indem man die Furcht vor dem eigenen Untergang ablegt und selbst Räume der Hoffnung ermöglicht […].“
Der Glaube an die „Liebe Gottes“ kann und hat ein solches Echo bei den Menschen aus(ge)lös(t)en, dass Christen und Christinnen die Welt auch zum Besseren mitformen bzw. mitgeformt haben.
Es war wahrscheinlich noch nie so dringlich, dass die verbleibenden Christen und Christinnen ihre beobachtende Haltung ablegen und an Orten der Begegnung ihren Glauben teilen und so eine Schwelle zur Zukunft mit gestalten und  zu „Leuchttürmen“ nach innen (Kirche) und außen (Welt) werden.

Ein Bericht von Holger Schirk.

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