„Heilige Woche“

Mit dem Palmsonntag treten wir in die „Heilige Woche“ ein. Die alte deutsche Bezeichnung „Karwoche“ bezieht sich nur auf einen Aspekt dieser Zeit: auf Trauer und Klage. Wichtig sind die Spannung und Dynamik des gesamten Geschehens dieser Zeit.

Diese Tage lassen uns das zentrale Ereignis unserer Erlösung nacherleben; sie führen uns in der Tat zurück zum wesentlichen Kern des christlichen Glaubens: dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi. Insbesondere die heiligen drei Tage sind Tage, die wir als einen einzigen Tag betrachten könnten: Sie bilden das Herz und die Mitte des gesamten liturgischen Jahres wie auch des Lebens der Kirche. Es ist das Geschehen, das Jesus in aller Vielschichtigkeit „seine Stunde“ und „seine Erhöhung“ nennt.

Am Gründonnerstag, gedenkt die Kirche des Letzten Abendmahles, während dessen der Herr am Vorabend seines Leidens und Sterbens das Sakrament der Eucharistie und das Sakrament des Priesteramtes eingesetzt hat. In jener Nacht hat uns Jesus das neue Gebot hinterlassen, das Gebot der geschwisterlichen Liebe, die an der Liebe Christi Maß nimmt.

Der Karfreitag ist der Tag, der an das Leiden, die Kreuzigung und den Tod Jesu erinnert. An diesem Tag sieht die Liturgie der Kirche keine Feier der heiligen Messe vor, sondern die christliche Gemeinschaft versammelt sich, um das große Geheimnis des Bösen und der Sünde zu betrachten, die die Menschheit bedrücken, um im Licht des Wortes Gottes und mit Hilfe bewegender liturgischer Gesten durch die Leiden des Herrn zu gehen, die dieses Böse sühnen. Nachdem die Gemeinde den Bericht über die Passion Christi gehört hat, betet sie für alle Bedürfnisse der Kirche und der Welt, verehrt das Kreuz und empfängt die Eucharistie.

Der Karsamstag ist von tiefem Schweigen gekennzeichnet. Die Kirchen sind schmucklos und es sind keine besonderen Liturgien vorgesehen. Es bedarf in der Tat eines Tages des Schweigens, um in Erwartung der Auferstehung über die Wirklichkeit des menschlichen Lebens nachzudenken, über die Kräfte des Bösen und über die große Kraft des Guten.

Dieser Samstag des Schweigens und der Betrachtung mündet ein in die Osternacht, die uns in den wichtigsten Sonntag der Geschichte eintreten lässt, den Sonntag des Pascha Christi. Die Kirche wacht neben dem gesegneten neuen Feuer und betrachtet die große, im Alten und im Neuen Testament enthaltene Verheißung der endgültigen Befreiung von der alten Knechtschaft der Sünde und des Todes.

Bild: Peter Weidemann | In: Pfarrbriefservice.de

Im Dunkel der Nacht wird am neuen Feuer die Osterkerze entzündet, Symbol für Christus, der glorreich aufersteht. Christus, Licht der Menschheit, vertreibt die Finsternis des Herzens und des Geistes und erleuchtet jeden Menschen, der auf die Welt kommt. Neben der Osterkerze erklingt in der Kirche die große österliche Verkündigung: Christus ist wahrhaft auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Durch seinen Tod hat er das Böse für immer besiegt und allen Menschen das Leben Gottes geschenkt. Von der strahlenden Osternacht breiten sich die Freude, das Licht und der Friede Christi im Leben der Gläubigen aus und erreichen jeden Punkt des Raumes und der Zeit.

Herzlich darf ich Sie zur Mitfeier der Gottesdienste der Heiligen Woche einladen und wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Pfarrer Gerald Haringhaus

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