Wer findet das Glück in der Bibel?

Es gibt sicher unterschiedliche Arten, mit der biblischen Botschaft umzugehen. So manch einer meint, dass man diese Heilige Schrift nicht verändern darf und verschweigt, wie oft diese schon übersetzt wurde und wie viele Schriften entstanden ist. Andere stellen fest, dass die Sprache in der Bibel die Menschen heute nur schwer erreicht und fangen an zu erklären, was das eine oder andere dort bedeutet. Im Rahmen der Ausstellung „Auf den Spuren des Glücks!“, die derzeit in Herford zu sehen ist, sind wir an manchen Stellen noch einen anderen Weg gegangen. Wer unter den vielen anderen Wegen der biblischen Spur folgt, kann feststellen, dass die Botschaft in einzelnen Texten durch eine Neufassung verständlich wird und auch heute noch berühren kann.

Da werden aus den bekannten zehn Geboten die zehn Glücksangebote Gottes, da wird aus der Geschichte von Adam und Eva eine Geschichte vom verlorenen Glück der Kindheit, da werden aus den Seligpreisungen die „Glücklichpreisungen“. Wir fragen uns in der Ausstellung, was Abraham unter Glück versteht oder warum Petrus den glücklichen Moment der Verklärung festhalten möchte. Sogar an die Literaturgattung der Psalmen haben wir uns herangewagt und einen aktuellen Psalm zum Glück entwickelt.

Dabei haben wir festgestellt, dass Glück und Religion oft eng zusammenhängen und Ziel der Religion sein sollte, die Menschen zum Glück zu führen und in ihrem Unglück beizustehen. Denn mit jedem Glück, was man auf Erden erfährt, kann man schon eine Ahnung vom Himmel bekommen.

Damit unterscheiden wir uns deutlich von Übersetzungen, die im Mittelalter entstanden sind und die das menschliche Dasein als Jammertal verstanden haben. Jegliche Glückserfahrung wurde damals ins Jenseits vertröstet und alle glückliche Erfahrungen hier als Sünde gedeutet. Ein anderes Gottesbild und Menschenbild wurde dieser Übersetzung zugrunde gelegt.

Deshalb halte ich es für wichtig, diese Texte des Glaubens neu zum Klingen zu bringen und ihnen wieder neue Kraft zu geben, indem man sich traut, auf der Grundlage unserer heutigen Erkenntnisse das Glück in der Bibel zu suchen.

Die Ausstellung ist in der e-kirche Kiebitzstr.1, Herford, noch bis zum 02.10. zu sehen. Weitere Hinweise finden sie unter der Homepage www.prwi.nrw unter dem Stichwort e-kirche.

Ulrich Martinschledde
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