27. September 2021 – 100. Todestag von Engelbert Humperdinck

Von Paderborn in die Welt der Märchenoper

Im Sommer 1871 machte der später weltberühmte Komponist Engelbert Humperdinck am Theodorianum in Paderborn sein Abitur. Der Großvater Franz Xaver Hartmann war dort bischöflicher Sekretär und Domkantor, und so wurde der eigentlich in Siegburg aufgewachsene Engelbert während der Oberstufe des Gymnasiums durch die Dommusik und das reichhaltige Paderborner Musikleben geprägt. Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei ihm auch die nationale Bewegung und Gründung des Deutschen Reiches zu seiner Abiturzeit. So stand er später auch den nationalen Gedanken Richard Wagners nahe, dessen engster Mitarbeiter er in Bayreuth wurde. Und als drittes spielte die Begeisterung für die Märchen der Gebrüder Grimm (50 Jahre vorher veröffentlicht) in der Familie Humperdinck eine große Rolle. Aus diesem kindlichen Erleben heraus wurde seine Schwester Adelheit Wette zu einer Dichterin, die sich vornehmlich Kindergedichten und Märchen widmete, und Engelbert Humperdinck vertonte später als durchaus bekannter Komponist der späten Romantik die von seiner Schwester verfassten Libretti zu großen Opernwerken („Schneewittchen“, „Die sieben Geißlein“, „Dornröschen“, „Königskinder“ und „Hänsel und Gretel“). „Hänsel und Gretel“, 1893 in Weimar unter Richard Strauss uraufgeführt – das ist die Oper, die den Namen Humperdinck auf der ganzen Welt berühmt machte. Sie ist heute nach „Die Zauberflöte“ von Mozart die meistgespielte Oper der Welt, eine Kinderoper auch für Erwachsene, eine Oper zur Weihnachtszeit, eine Märchenoper, ein hochromantisch komplexes Werk und doch so einfach und leicht in der Melodienfindung. Einige der Melodien aus der Oper sind zu Volksliedern geworden („Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh“, „Ein Männlein steht im Walde“, „Brüderchen, komm tanz mit mir“). In Gütersloh im Haus seiner Cousine Paula Miele stand lange Jahre der Flügel, auf dem Humperdinck diese schönen Melodien oft intoniert hat.

Doch am bekanntesten ist das Leitmotiv der Oper „Hänsel und Gretel“ aus dem Duett des Abendgebets:

Abends, wenn ich schlafen geh´

vierzehn Englein um mich steh’n,

zwei zu meinen Häupten,

zwei zu meinen Füssen,

zwei zu meiner Rechten,

zwei zu meiner Linken,

zweie die mich decken,

zweie die mich wecken,

zweie die mich weisen,

zu Himmelsparadeisen.

Ein wunderbares musikalisches Gebet, das man gerade in dieser Woche mit dem Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Raffael am 29. September und dem Schutzengelfest am 2. Oktober hören, singen, spielen, beten könnte.

Ein Beitrag von Monika Reinkemeier.

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