11. September 2001 – 20 Jahre danach

20 Jahre sind vergangen seit jenem 11. September 2001. Neunzehn Menschen entführen vier Flugzeuge und greifen damit vier Ziele in den USA an. Sie miss- brauchen die Flugzeuge samt Insassen als Waffen. Ein Flugzeug stürzt ab. Vermutlich verhinderte der Pilot damit weitere Opfer. Ein Flugzeug schlägt im Pentagon in Washington ein. Zwei treffen die Twin Towers des World Trade Centers in New York. Fast 3000 Menschen sterben bei dieser Wahnsinnstat, darunter 246 Flugzeugpassagiere, 343 Feuerwehrleute, 60 Polizisten, acht Sanitäter und die neunzehn Entführer. Über 6000 Menschen werden verletzt.

Die USA, die vermeintlich Unbesiegbaren, sind im Innersten getroffen. Auf der ganzen Welt herrscht Fassungslosigkeit. Wie ist so etwas möglich? Was wollen die, die so etwas tun, zeigen? Die Menschen sind ratlos, haltlos, entsetzt. Mehr Fragen als Antworten.

Dieser Tag ging als ‚Nine-Eleven‘ in die Geschichte ein und veränderte die ganze Welt. 20 Jahre danach erinnern wir uns wiederum daran.

Gedenkgottesdienste aller Orten, aber die Menschen kommen nicht zur Besinnung. Sie halten nicht wirklich inne. Sie flüchten sich in Aktionismus. Sie suchen nach weiteren Attentätern, sinnen auf Rache: Hass gegen die Al-Qaida, Hass gegen Islamisten, Hass gegen Staaten, die Islamisten Raum zum Leben einräumen. Hass gegen den Islam, zumindest Misstrauen gegenüber allem Fremden.

Die Welt hat sich verändert seit jenem ‚Nine-Eleven‘. Die Menschen haben sich verändert. Viele Menschen leben in Sorge. Das Miteinander der Menschheit ist unfriedlicher geworden seit jenem 11. September 2001.

Al-Qaida ist arabisch und heißt Basis, Stützpunkt, Fundament. Der Name geht auf einen jordanischen Gelehrten zurück, der warb seit Anfang der 1980er Jahre von Pakistan aus um finanzielle und personelle Unterstützung für den Kampf der Mudschaheddin gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans, hieraus entsteht später das weltweite Terrornetzwerk.

Liebe Leserinnen und Leser, unser christlicher Glaube will auch Basis, Stützpunkt, Fundament sein und so schreibt Paulus: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Dieser Grund ist das Fundament, auf dem unser Leben als Christen aufgebaut ist. In der Taufe wird deutlich, was das bedeutet: Du bist angenommen und zur Freiheit berufen.

Menschen bauen darauf, dass es ein stabiles Fundament gibt. Wir bauen auf diesem Fundament auf: durch die Taufe zur Freiheit berufen, durch Eltern und Paten mit der Liebe Gottes vertraut gemacht, durch Kindergarten, Kindergottesdienst und Religionsunterricht bekannt gemacht mit den Weisungen der Bibel, mit Geschichte von Liebe und Hass, Schuld und Vergebung, Gelingen und Scheitern.

Fundamentaler Glaube ist etwas völlig anderes als fundamentalistischer Glaube. Ein fundamentaler Glaube ist niemals selbstgerecht, sondern gegründet in der Liebe, die in jedem Menschen ein Kind Gottes sieht.

Auch der Islam ist ein Fundament, auf dem Menschen ihr Leben aufbauen. Auch dort stehen Frieden, Liebe und Heil im Vordergrund. Aber wie bei uns Christen gibt es auch dort Verirrte und Saboteure, die aus dem Fundament Fundamentalismus machen und Liebe in Hass verkehren. Nur aus einer solchen Verirrung heraus haben neunzehn Terroristen vor 20 Jahren am 11. September Flugzeuge gekapert, Menschen in Geiselhaft genommen und die verheerenden Angriffe auf die Twin Towers geflogen.

Was würde Jesus dazu wohl sagen? – Er würde das Handeln der Terroristen missbilligen. Er würde uns Mut machen zu unterscheiden zwischen den Tätern und ihren Taten. Er würde uns auffordern, den Dialog mit allen Religionen zu suchen, um mehr über ihre Glaubensfundamente zu erfahren. Und er würde von uns allen erwarten, der Angst, der Rache und dem Hass Vertrauen, Vergebung und Liebe entgegenzusetzen.

Amen.

Ein Beitrag von Pfarrer Wolfgang Sudkamp.

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