Das Fronleichnamsfest

Johannes 6, 56-59

„In jener Zeit sprach Jesus zu den Scharen der Juden: «Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie ich, vom lebendigen Vater gesandt, durch den Vater lebe, so wird auch der, welcher mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das Manna, das eure Väter gegessen haben und doch gestorben sind. Wer dieses Brot isst, der wird ewig leben.»

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die Kirche das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, im deutschen Sprachraum besser bekannt unter der Bezeichnung Fronleichnam.

Der deutsche Name des Festes, Fronleichnam, leitet sich ab von den mittelhochdeutschen Wörtern vrôn (= Herr) und lîchnam (= Leib) und bezeichnet so klar den Inhalt des Festes, wie er bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefeiert wurde.

Erst das Messbuch von 1970 verbindet das Gedenken an den Leib des Herrn mit dem Gedenken an sein Blut. Bis dahin hatte die Kirche ein eigenes Fest des kostbaren Blutes Christi am 1. Juli gefeiert. Wie sein deutscher Name liegt auch der Ursprung des Festes im Mittelalter.

In einem Kreis um die Chorfrau und Mystikerin Juliana von Lüttich († 1258) äußerte sich der Wunsch nach einem besonderen Eucharistiefest, bestärkt durch eine Vision Julianas im Jahr 1209: Sie sah eine Vollmondscheibe mit einem Fleck, was sie als Fehlen eines Eucharistiefestes deutete. Sie erzählte diese Vision ihrem Beichtvater Jakob Pantaleon, dem späteren Papst Urban IV. († 1264). Dieser schrieb das Fronleichnamsfest dann 1264 für die Gesamtkirche vor.

Textausschnitt: Erzbistum Paderborn

„Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir“

Kaum ein Lied thematisiert den Glauben an die Gegenwart Jesu Christi unter den Zeichen von Brot und Wein wie das beliebte Kirchenlied „Gottheit tief verborgen“.

Der Überlieferung nach stammt das lateinische Original „Adoro te devote“ vom großen Theologen und Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Teilweise wurde das kritisch hinterfragt: Während Thomas das Gebet 1264 zur Einführung des Fronleichnamsfestes geschrieben haben soll, tauchen erste handschriftliche Zeugnisse erst im 14. Jahrhundert auf.

Jedoch spricht vieles für die Autorenschaft des großen Theologen, noch auf dem Sterbebett soll Thomas von Aquin die lateinischen Anfangsworte des Hymnus gebetet haben: „Adoro te devote, latens deitas“.

Gotteslob Nr. 497

Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.

Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein.

Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
dass er deine Wonnen koste, immerzu.

Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.

Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Amen.

T: Thomas von Aquin 1263/64, Ü: Petronia Steiner (1947) 1950

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