100. Geburtstag von Sophie Scholl / 1921 – 2021

Wir leben hier in Westeuropa schon seit Jahrzehnten im Frieden – nachdem der Kontinent 1945 völlig in Schutt und Asche gelegt war mit einer unvorstellbaren Zahl an Toten und Traumatisierten; wir verdanken Frieden und Freiheit in Europa nicht zuletzt auch den mutigen Menschen, die in der dunkelsten Zeit Deutschlands ihr Leben für diese Ideen gegeben haben. In diesen Tagen gedenken wir anl. Ihres 100. Geburtstages an Sophie Scholl und ihre Mitstreiter von der Widerstandsgruppe Weiße Rose.

Am 18. Februar 1943 wurde Sophie Scholl bei einer Flugblattaktion, bei der sie zusammen mit ihrem Bruder Hans in der Münchner Universität ca, 1700 Flugblätter verteilte, vom Hausmeister, einem fanatisierten Hitler-Anhänger, entdeckt und dem Rektor übergeben. Nach mehrstündigem Verhör wurden beide von der Gestapo festgenommen und wurden dort tagelang verhört. Am 22. Februar 1943 wurden sie dann in München vom Volksgerichtshof wegen landesverräterrischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag gegen 17 Uhr wurde sie im Gefängnis in München-Stadelheim gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und dem gemeinsamen Freund Christoph Probst enthauptet.

Was gab Sophie Scholl und den anderen die Kraft? Es war letztlich der Glaube daran, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, die unser Leben heute schon entscheidend beeinflussen. Der Glaube daran, dass Gott der höchste Richter über allem ist und auch die großen Wichtigtuer und Verbrecher einmal vor diesem Richter stehen werden.

Bibelworte waren immer wieder die Kraftnahrung für eine Sophie Scholl. Und sie sollten uns allen Kraftnahrung auch heute sein.

Ich glaube wir Christinnen und Christen müssen auch in unserer Zeit und Welt viel deutlicher machen, woher unsere Hoffnung auf die Zukunft kommt, trotz aller Krisen und Kriege, auch angesichts der herausfordernden Klimakrise. Sie kommt eben nicht aus einem naiven-oberflächlichen „Es wird schon werden“. Unsere Hoffnung kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, und der Himmel und Erde dereinst neu machen wird ohne Leid und Not und Gewalt, und der dafür sorgt, dass der neuen Himmel und die neue Erde inmitten der alten immer wieder kräftig aufleuchtet. Darin bestärken wir uns in jedem Gottesdienst, mit jedem Gebet, mit jeder noch so kleinen Andacht, in der Verkündigung und im Vorleben dieser Hoffnungsbotschaft liegt allein Sinn und Zweck der Kirchen.

Wir glauben zutiefst, dass Gott Himmel und Erde neu machen wird. Diese Hoffnung, dieser Glaube lässt und fröhlich und beherzt handeln. Und dass diese Hoffnung und dieser Glaube auch in den dunkelsten Lebensabschnitten Licht und Wärme zaubern können, das zeigen Menschen wir Sophie Scholl.

Als Dietrich Bonhoeffer unter dem Galgen im KZ Flosenbürg stand, wo er dann ermordet wurde, soll er gesagt haben: Das ist das Ende. Für mich ist es der Anfang. Ich bin überzeugt, dass auch Sophie Scholl diesen Satz hätte sagen können, vielleicht sogar gesagt hat.

Spüren wir die Kraft dieses Glaubens an das Neumachen dieser Welt durch Gott? Ich hoffe es sehr.

Ein Beitrag von Pfarrer Wolfgang Sudkamp.

PHP Code Snippets Powered By : XYZScripts.com