08. Mai – Tag des Kriegsendes

Jeder 08. Mai regt zum Nachdenken an : vor nunmehr 76 Jahren endete die Tragödie des 2. Weltkrieges, der die ganze Welt mit Leid und Elend überzog, er führte zur Trennung unseres Landes, die dann am 03. Oktober 1990, also vor 30 Jahren endete. Vielleicht sehen so viele das Leben in Frieden und Freiheit als eine völlige Selbstverständlichkeit an – es ist aber nicht so – deshalb muss es eine Erinnerungskultur geben, die auch die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte nicht ausklammert – ein „Strich drunter“ oder „das ist doch so lange her“ darf es nicht geben, auch angesichts des Völkermordes an den Juden Europas, dafür steht der Name ‚Auschwitz‘, das im Januar 1945, also auch vor 76 Jahren befreit wurde.

Es gibt auch so viele Jahre danach gute Gründe, Gott für den Weg in die Freiheit zu danken, den Deutschland und Europa nach 1945 beschreiten konnten. Im vereinigten Deutschland und im zusammenwachsenden Europa haben wir zu einem Frieden gefunden, von dem unsere Eltern und Großeltern nicht einmal zu träumen wagten.

Aber es bleibt auch wichtig und richtig, sich an den Kummer und das Leiden zu erinnern, die sich um den 08. Mai 1945 ranken. Das Erinnern gilt den ungezählten Toten der langen Kriegsjahre wie der Wochen vor und nach dem Kriegsende. Durch sinnlose Durchhalteparolen und falsche Treuebegriffe wurden bis in die letzten Kriegstage hinein Menschenleben gefordert. Und wer sich dem Befehl verweigerte, wurde Opfer einer willkürlichen Justiz. Mütter verloren ihre Kinder noch in den letzten Kriegstagen oder auf der Flucht. Frauen mussten ihre Männer noch hingeben, als der Krieg eigentlich schon zu Ende war. Familien mussten erfahren, dass ihre Angehörigen in den Konzentrationslagern ermordet worden waren. Mädchen wurden zu Opfern freigelassener Rachegefühle. An all die Verwüstungen muss man sich immer wieder erinnern, von denen Fotos nur noch ein blasses Abbild geben. Das Entsetzen steigt in uns hoch, als die Hölle der Konzentrationslager und der Vernichtungswille gegen das jüdische Volk aller Welt vor Augen traten.

Es ist den Deutschen nicht gelungen, sich aus eigener Kraft von der Terrorherrschaft der Nazis zu befreien – es gab ehrenhafte Versuche. Am Ende waren es die Alliierten, die der Willkürherrschaft endlich ein Ende machten. Alle Menschen guten Willens wissen deshalb heute, dass der 08. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war, wie Bundespräsident von Weizsäcker es 1985 formulierte. Der Dank für die Befreiung bleibt auch 75 Jahre danach gültig, auch wenn man eingestehen muss, dass die Befreier keineswegs Erlöser waren, sondern Menschen, die auch zum Bösen fähig waren und anderen Schweres zumuteten.

In unserer Hauptstadt Berlin verkörpert der Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche die Erinnerung an die Wunden des Krieges bis heute. Diese Kirche mahnt zum ehrlichen Erinnern. Sie wirbt aber auch für ein versöhntes Miteinander der Völker. Die Zukunft Europas und der Welt beruht zutiefst auf der Achtung vor der gleichen Würde eines jeden Menschen. Das wollen niemals vergessen.

Ein Beitrag von Pfarrer Wolfgang Sudkamp.

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