In meinem seelsorglichen Alltag passieren schon seltsame Dinge. Manches ist ärgerlich oder traurig. Manchmal kann ich gut durch eine Krise begleiten. Manchmal bin ich selbst auf der Suche nach Gott und getragenem Glauben bei mir und in der Gesellschaft allgemein. Dann gibt es aber immer wieder kleine, ans Herz gehende Geschichten und ich bin dankbar, dass ich zu dieser Situation beitragen konnte.
So hatte ich neulich den Sonntagsgottesdienst und weil das Evangelium zunächst wenig Alltagsbezug hatte, habe ich die Menschen in den Bänken miteinander ins Gespräch gebracht. Zu Beginn sollte man sich schon mal vorstellen, zwischendurch ein Lächeln verschenken und statt Predigt anhand von Leitfragen über seine Glaubensgeschichte ins Gespräch kommen. Ich habe mich gefreut, dass dieses Experiment dieses Mal gut funktionierte und hörte hinterher die Geschichte von zwei Männern, die jahrelang schon zum Gottesdienst gehen und beim Gespräch feststellten, in derselben Straße zu wohnen, aber noch nie miteinander geredet haben. Anschließend verabredeten sich die Beiden zum Kaffee am nächsten Tag. Sowas passiert vielleicht nur in Ostwestfalen, oder?
Eine zweite Story berührte mein Herz. Am letzten Samstag feierten wir mit dem Mittagstisch Mahl-Zeit das zwanzigjährige Jubiläum auf dem Bünder Rathausplatz. Die Bürger der Stadt waren aufgerufen, ihr Abendbrot mitzubringen und über Buffet-Inseln miteinander zu teilen. Die Gruppe „von den Helden“ (besser bekannt als KraWallo) spielte dann Schlager und Rock’n’roll und heizte die Stimmung ein, dass viele Teilnehmende am Ende vor der Bühne tanzten. Soweit schon ein gelungener Abend.
Hinterher hörte ich die Geschichte einer über 90igjährigen Frau, die zwei bis drei Kilometer zu Fuß gekommen war, den Abend genoss und am Ende mehreren erzählte, dass sie nicht mehr geglaubt hätte, dass sie in ihrem Leben noch mal tanzen würde. Vor Freude nahm sie das Gesicht einer ihr fremden19jährigen in beide Hände und sagte: „ich bin so glücklich!“
Als die junge Frau mir das hinterher erzählte, war sie ebenso gerührt wie ich. Ich bin dankbar, von diesen Begegnungen gehört zu haben und glaube, dass es genau darum gehen könnte. Für mehr Miteinander, für mehr Gespräch und Begegnung und für mehr Glücksmomente zu sorgen, dass wird auch in Zukunft eine große Aufgabe für uns Christen sein.
Ein Wochenende mit Begegnung und Glück wünscht Ihnen
Ulrich Martinschledde (Gemeindereferent)