Was du nicht willst, …!

Acht Wochen durften wir keine Gottesdienste und Eucharistie feiern. Jetzt ist es 14 Wochen her, dass wir uns wieder zu Gottesdiensten und Eucharistiefeiern in unseren Kirchen treffen dürfen. Es fühlt sich anders an, da sich alle am Gottesdienst Beteiligten an Regeln zu halten und diese zu akzeptieren haben, wie Anmeldung zum Gottesdienst,  Aufzeichnung der Gottesdienstfeiernden, vorgezeichnete Laufwege, Abstände einhalten, kein Gesang und andere uns bis zum Beginn der Corona Pandemie nicht vorstellbaren Einschränkungen, die jeder zum Nachlesen bekommen hat.

Ordner/Ordnerinnen haben sich freundlicherweise bereit erklärt, auf die Einhaltung der Regeln zu achten, und die meisten Gottesdienstbesucher versuchen das auch.
Dass es zu Beginn der Öffnung zu Unsicherheiten und Anfragen an die Notwenigkeit aufkamen, ist von allen Beteiligten als normale Störung zu Beginn einer Verhaltensänderung  erwartet und als  hinzunehmende Anpassungsschwierigkeit verstanden worden.
Leider hat es sich eingebürgert, dass sich immer mehr Gottesdienstbesucher nicht zum Gottesdienst anmelden (an einem der zurück liegenden Sonntage waren es 35 Personen vor einer Kirche) und erst kurz vor dem Gottesdienst zur Kirche kommen, was Woche für Woche zu einer Belastung für die beteiligten ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führt. Da die notwendige Registrierung eine gewisse Zeit benötigt und ungleich länger dauert als das Abhaken des Namens in einer Liste, können die Ordner und Ordnerinnen oft erst ab dem Tagesgebet dem Gottesdienst mit Andacht folgen. Bitte versuchen Sie ihr Verhalten dahingehen zu verändern, dass auch unsere Ordner und Ordnerinnen dem Gottesdienst von Beginn an beiwohnen können. Daneben werden sie manchmal auch mit dem Unverständnis und Ärger über den „Unsinn“ der vereinbarten Regel konfrontiert. Bitte missbrauchen Sie unsere Ordner und Ordnerinnen nicht als „Blitzableiter, denn wenn wir Sie nicht hätten, könnten wir nicht zur Mitfeier der Gottesdienste einladen.

Freuen wir uns doch, dass wir wieder gemeinsam Gottesdienst feiern können, dass uns die Regeln – auch wenn sie lästig sind – schützen, damit wir niemanden anstecken, bei einer Ansteckung, das Infektionsgeschehen raus eingedämmt werden kann und dass Menschen auf uns Acht geben.
Halten wir uns doch an die „golden rule“, die anglikanische Christen seit 1615 mit diesen Worten formuliert haben: „Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu.“ In dieser Urform einer Regel für ein gelingendes Sozialverhalten spiegelt sich die christlich verstandene Nächstenliebe wider.
Verstehen wir die Akzeptanz und Einhaltung der Regeln als gelebte Nächstenliebe – gleichsam als gelebtes Bekenntnis.

Holger Schirk