Auf der Suche nach dem Himmel

So mitten in den Sommerferien einen Impuls zu schreiben, fordert heraus. Da sind die meisten Menschen doch eher mit Urlaub, Garten, Reisen und anderen schönen Sommeraktivitäten beschäftigt, wollen eher Sonne tanken als geistlich auftanken.

Setze ich noch mal eine andere Brille auf, dann finde ich, dass diese typischen Sommeraktivitäten vielleicht doch etwas mit der Suche nach dem Himmel zu tun haben. Manche würden vielleicht Worte, wie „Glück“ oder „Genuss“ einsetzen, würden von Entspannung und Erholung reden, von der Freude etwas Neues und Fremdes zu entdecken und von der Zufriedenheit, die sich einstellt, wenn man in die eigenen vier Wände zurückkehrt.

Wenn ich bei Trauerfeiern, in Katechesen oder in anderen Zusammenhängen versuche, mein Bild vom Himmel zu beschreiben, dann setzt sich dieses Bild zusammen aus vielen Erfahrungen von Geborgenheit und Glück, von Liebe und Zuwendung. Das „Paradies“ verbinde ich mit der überschäumenden Farbenpracht eines Blumengartens oder dem Genuss eines feinen Gerichtes oder eines vollmundigen Weines. Ich kann den Himmel nur mit den Erfahrungen beschreiben, die ich aus meiner menschlichen Perspektive mache. Insofern hole ich mir bei den oben beschriebenen Sommeraktivitäten nicht den Himmel auf die Erde, aber ich bekomme eine Ahnung, wie der Himmel sein könnte. Wenn ich diese Glücks- oder Himmelserfahrung dann noch mit meiner Beziehung zu Gott korrespondiere, ihn mit hineinnehme in diese Erfahrung, dann bin ich mittendrin in einer spirituellen Auseinandersetzung, dann arbeite ich mitten in meinen Sommeraktivitäten an meinem Glaubensleben.

Allerdings hat diese Überlegung noch einen Haken. Nehme ich die göttliche Dimension hinein in meine Aktivitäten, kann ich die Mitmenschen und die Schöpfung nicht ausblenden. Die Gottesbeziehung ist nie nur eine Zweierbeziehung, sondern hat mit Verantwortung gegenüber der mir anvertrauten Umwelt zu tun. Das Glück bleibt oberflächlich, wenn es auf Kosten anderer entsteht, der Genuss bleibt im Halse stecken, wenn dadurch Schöpfung unwiederbringlich zerstört wird, der Himmel verliert seine Farbe, wenn er gleichzeitig für andere die Hölle bedeutet.

Lassen Sie uns diesen Sommer genießen, das Glück und damit den Himmel erfahren. Nehmen wir Gott mit in diese Erfahrung. Überprüfen wir diese Erfahrung auf ihre Auswirkung auf Mensch und Natur. Dann haben wir eine Spur auf der Suche nach dem Himmel.

Ulrich Martinschledde