Einsames Ostern, wahres Ostern

Auch wenn in dieser Woche durch die Öffnung von weiteren Geschäften ein bisschen mehr soziales Leben stattfinden kann, so bleibt es doch bei den großen Einschränkungen, die unser soziales Leben ausmachen. Die Corona-Krise bringt eine verordnete „Innerlichkeit“ mit sich, die zu einer Betrachtung und Bewertung meiner sozialen Lebensbereiche,  meiner Werte und Haltungen führen kann, die, vorsichtig formuliert, zu mehr Klarheit und Wahrheit bei meinen Wahrnehmungen, Gefühlen und Gedanken beitragen (können).  Da, wo bei diesem Osterfest gewohnte Rituale, familiäre Gepflogenheiten und vielleicht auch Erwartungen weggebrochen sind, blieb Zeit, sich auf das Wahre zu konzentrieren.
Diesem Gedanken der Innerlichkeit zu folgen, darauf hat  mich der kleine Text aus „Christ in der Gegenwart“, Ausgabe 16, 19. April 2020 gebracht:

„Einsames Ostern, wahres Ostern“
In sich gekehrt, still, schweigsam – für sich: So oder so ähnlich haben diesmal Christen in aller Welt die Auferstehung Jesu Christi vergegenwärtigt, „gefeiert“. Das aber ist die wahre, authentische Art der österlichen Erfahrung, die dem Einzelnen nahekommt, wie es die biblischen Erzählungen am Beispiel der Jüngerinnen und Jünger Jesu beschreiben:
eine Erschütterung, kein Frohlocken, nichts Äußerliches, vielmehr von innen her ergreifend. Die Auferstehung Jesu berührt zuerst die Seele, das Gemüt, das Herz, die Sinne – und weckt von daher die Vernunft. Ja, es gibt eine Logik der Auferstehung. Eine „verschwebende“ Sinnlichkeit hält sie wach. Der Osterglaube hallt nach, leise, fast unmerklich, aber real- ….
Ostern, der Urknall der Hoffnung, setzt sich leise fort, als Hintergrundstrahlung empfänglich von einem Sensorium der Innerlichkeit. Einsam glaubend aber ist man dennoch nicht allein…“

So wiedie Menschen, die an Ostern unsere Kirchen zur stillen Einkehr besuchten, den Ostergottes­dienst im Livestream mitfeierten, die telefonierten, sich Briefe zusandten, beteten. Ich möchte uns ermutigen, dass wir das Geheimnis des Glaubens – die Berührung unserer Seele festhalten und uns mit Hoffnung und Sehnsucht auf das Suchen und Erkennen der Echos in unserem Leben machen. Wir werden sicher neue Formen finden und erprobte Formen werden uns neu beleben.

Holger Schirk