Rot?!?

In Antwort auf die Frage von Svenja Kuschke aus dem Blog der letzten Woche würde ich auf die Frage, welche Farbe Gott für mich hat, im Moment „Rot“ antworten. Das hat für mich mit dem Pfingstfest zu tun, welches ich immer mit dem Rot des Feuereifers verbinde. Dafür brenne ich, da steckt mein Herzblut drin.

Rot entdecke ich derzeit an manchem Straßenrand in unserem pastoralen Raum. Weniger in diesen Gärten voller Steine, wo man der Natur erst gar keine Chance bieten will oder in den „gepflegten“ Gärten, die nur aus kurzgeschnittenem Rasen und in Form geschnittenen Koniferen bestehen. Auch da will man die Natur im Griff haben und verhindert dabei die Schönheit des Lebens.

Das Rot, welches ich meine, hat eher etwas Wildes, Ungezähmtes.

Der rote Klatschmohn erfreut mich immer wieder. Er wächst oft an Stellen, an denen ihn gar keiner gepflanzt oder gesät hat und ist doch ein Wildkraut, welches man gerne anschaut.

Dieses ungeplante und z.T. überraschende Aufblühen an Stellen, wo wir die Natur nicht weggespritzt oder weggebrannt haben. Vor allem dieses unverschämte Wachsen mitten in unserer Lebenswelt kann ich gut mit Pfingsten in Verbindung bringen. Genauso müssen die Jünger in Jerusalem plötzlich dagewesen sein. Mitten unter den Menschen mit Feuereifer für die Sache Jesu. Dabei hatte man diesen doch durch die Kreuzigung aus der Welt geschafft, meinte alles im Griff zu haben. Denkste!!!

Der Glaube, den die Jünger verkündeten, brach sich dort seine Bahnen, wo man eigentlich in Sachen Glauben alles ordentlich haben wollte. Und er fand Liebhaber. Menschen, die mehr hinter den Aussagen sahen als ein wildes Gewächs.

Heute ertappe ich mich auch dabei, meinen Glauben ordentlich zu halten und dem wilden, ungezähmten Bereich wenig Raum zu geben.

Heute wollen wir in unseren Gemeinden auch keine Fremdgewächse. Wir pflegen eine Art Glauben, der keine Arbeit machen soll. Und manche Frömmigkeit erscheint mir so zurechtgestutzt, dass das Leben, welches Gott verspricht, kaum eine Chance hat.

Dabei habe ich die Ahnung, dass der Glaube so viel mehr sein kann. Aber wo kann er wachsen, wo bricht er sich Bahn?

Pfingsten lässt mich hoffen, dass ich auch hier vor Ort im Glauben manches Ungeplante und trotzdem Schönes entdecken kann.

Welche Farbe verbinde ich mit Gott und Glaube? Im Moment gerne Klatschmohnrot!!!

Ulrich Martinschledde