Grabesstille

Der tote Jesus wurde ins Grab gelegt und der große Stein davor gerollt. Der Evangelist Matthäus berichtet, dass das Grab auch versiegelt und eine Wache davor postiert wurde. Das Kapitel Jesus von Nazareth war beendet. In den Häusern wurde der Sabbat begangen. Alle Arbeit ruhte. Die Jünger Jesu versteckten sich aus Angst um ihr Leben. Und einige Frauen planten, den Leichnam Jesu als letzte Liebestat einzusalben. Es herrschte Stille in Jerusalem!

Und heute wieder – Stille in den Städten. Alle Orte, an denen sonst das Leben tobt, sind gesperrt oder geschlossen. Viele Menschen dürfen ihrer Arbeit nicht nachgehen. Das Osterfest muss im kleinsten Kreis gefeiert werden. Manche Menschen müssen sich wegen der Ansteckungsgefahr isolieren. Und Einige entwickeln kreative Ideen, wie sie Anderen in dieser schwierigen Zeit Liebe, Anerkennung, Interesse und Unterstützung zukommen lassen können.

Damals und heute geht es um die gleiche bange Frage „Wie wird unsere Zukunft aussehen?“ Hoffnungslosigkeit oder Zuversicht, Selbstsorge oder Fürsorge, Tatenlosigkeit oder Kreativitätsschub – Stimmungen und Handlungsimpulse können im Lauf eines Tages schnell und heftig wechseln, je nachdem, was man gerade hört oder sieht. Sich selbst und/oder diejenigen, mit denen man eng zusammenlebt, dabei auszuhalten, gelingt nicht immer gut.

Vor Corona war der Karsamstag für die meisten Leute ein Tag der hektischen Vorbereitung auf ein Familienfest, an dem noch geputzt, dekoriert, eingekauft und gebacken werden musste.  Wem ist es dabei in den Sinn gekommen, sich in die verzweifelten Jünger Jesu einzufühlen: der Situation ausgeliefert zu sein, während die Gefühle Amok laufen. Heute gelingt uns das nur zu gut! Und wie sie warten und hoffen wir …

Armgard Diethelm