Blau?

Es gibt ein paar Begriffe, die wir automatisch mit Farben in Verbindung bringen. In sogenannten geflügelten Worten sprechen wir zum Beispiel von „Rot wie die Liebe“ oder „Grün ist die Hoffnung“. Der Farbe Gelb wird der Neid zugesprochen, wobei ich bei Gelb eher an Sonne und schönes Wetter denke. Schwarz verbinden wir oftmals mit Trauer und Violett hat vielleicht auch schon der ein oder andere von uns mit „letzter Versuch“ kommentiert.

Diese Verbindungen von Farben mit Gefühlen oder Gegenständen kann sich auch in der Musik finden lassen. Ich kenne ein paar Lieder bei denen ich schon bei den ersten Takten eine Farbe vor meinem innreren Auge auftauchen sehe.

Auch Kindern sind diese Verbindungen nicht fremd und mit viel Vergnügen kann man gemeinsam mit ihnen diesen nachgehen. Von einer solchen Farbsuche möchte ich Ihnen heute berichten.

Als ich noch in Paderborn als Gemeindereferentin eingesetzt war, bin ich auch für den Seelsorgeunterricht in zwei Grundschulen gegangen. In der zweiten Klasse habe ich gerne eine Unterrichtsreihe zum Thema „Gottesbilder“ gemacht. Damit wir uns darüber austauschen können, mussten wir uns erstmal auf die Suche nach den Vorstellungen der Kinder machen. Und die waren -natürlich- sehr unterschiedlich!

Startpunkt unserer Überlegungen war die Frage: „Wenn Gott eine Farbe wäre, dann wäre er…“. Die Kinder hatten dann die Aufgabe auf ein Blatt Papier mit Wasserfarben die Farbe zu malen, die ihnen als erstes einfällt, wenn sie an Gott denken. Sie durften keine Symbole (Kreuz, Herz…) malen, nur die Farbe oder die Farben. Sie können sich sicher denken, dass kein Bild gleich aussah, einige Kinder hatten nur eine Farbe, andere Kinder mehrere. Im Stuhlkreis haben wir dann alle Bilder nebeneinander gelegt und uns gegenseitig vorgestellt. Es war sehr spannend, wie durchdacht und wirklich „theologisch“ die Kinder die Aufgabe gelöst haben.

Ganz rote Bilder wurden mit Gottes Liebe erklärt, grüne Bilder mit dem Leben, das Gott geschaffen hat, bunte Bilder mit der Vielfalt des Lebens das Gott ermöglicht. Ein Junge hat mich damals wirklich sehr begeistert: Elia hat sein Bild mit Hautfarbe angemalt. Da sein Pinsel nicht ganz sauber war, waren in dem Bild auch ein paar dunklere Flecken. Auf meine Nachfrage, warum er sich für diese Farbe entschieden hat, antwortete er: „Ich habe an Jesus Christus gedacht. Und da Jesus ein echter Mensch war, habe ich *Hautfarbe* genommen.“ Als gute Gemeindereferentin wollte ich die dunklen Flecken direkt theologisch begründen und fragte ob diese ein Zeichen für die dunklen Stunden im Leben von Jesus sein sollten. Seine Antwort war: „Nein, wenn er ein echter Mensch war, dann hat er sich auch mal gestoßen, das sind normale blaue Flecken.“

Sie sehen also, dass es nicht nur sehr interessant ist, sich mit Kindern über wirklich schwere theologische Fragen auszutauschen, sondern auch noch sehr lustig sein kann. Ich habe übrigens in jeder dieser Stunden ebenfalls ein Bild gemalt und – das werden Sie sich bestimmt gedacht haben – es sah jedesmal anders aus. Als ich vor ein paar Tagen das erste Mal überlegt habe, in unserem Blog über diese Unterrichtsreihe zu schreiben, kam mir sofort die Farbe Blau in den Sinn. Zurzeit ist „meine“ Farbe, wenn ich an Gott denke, ein wunderschönes Blau. Ein beruhigendes, lebendiges, mich warm einhüllendes Blau. Ein solches Bild habe ich noch nicht gemalt, aber es wäre sicherlich spannend zu sehen, wie sich die Bilder im Laufe der Jahre verändern.

Quintessenz der Unterrichtsstunde war, dass wir alle Farben nebeneinander legen können und doch Gott niemals ganz gerecht werden. Gott ist immer viel mehr und bestimmt auch viel bunter, als wir es uns vorstellen können.

Was für eine Farbe sehen Sie, wenn Sie an Gott denken? Vielleicht haben Sie Lust und schreiben „Ihre“ Farbe unten in die Kommentarspalte oder Sie unterhalten sich mit Jemandem darüber. Ich bin mir sicher, dass Sie spannende, spirituelle und motivierende Antworten erhalten und vielleicht auch eine neue Facette von Gott entdecken können. Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen!

Herzliche Grüße,
Svenja Kuschke