The Day after Coronna

Dieses Mal war Ostern alles anders. Ein Stoff, der sich für einen spannenden Film, ein spannendes Buch eignet. Das hätte gut einem Dan Brown oder Frank Schätzing oder Roland Emmerich einfallen können.
Ein Virus legt die Welt lahm. Über 100 000 Tote innerhalb weniger Wochen. Weltweite Ausgangsbeschränkungen. Orte, wo normalerweise, sich die Menschen zu Tausenden begegnen, nun leergefegt. Ein Papst der zu Ostern einsam im Petersdom und auf dem Petersplatz um Gottes Hilfe fleht. Leere Straßen in Jerusalem am Karfreitag, selbst der Ramadan soll verschoben werden. So könnte ich noch vieles aufführen, was sich im Januar noch als Katastrophenszenario eines Science-fiction-Autors angefühlt hätte und sich nun real abspielt. Und wir sind noch nicht am Ende. Massensterben in Entwicklungsländern, weltweite Wirtschaftskrise, Lähmung des Alltagslebens auf unbestimmte Zeit, Untergang einer Welt, wie wir sie kannten. Wer weiß es heute?

Normalerweise könnte man den Sender wechseln oder das Buch zur Seite legen. Aber wir sind mittendrin.
Ein guter Autor würde den Blick vielleicht auch noch auf andere Entwicklungen lenken. Die Entschleunigung der Gesellschaft. Die Erholung der Natur an vielen Stellen. Vielleicht werden auf Dauer sogar kriegerische Auseinandersetzungen vertagt, weil kein Waffennachschub mehr gewährleistet ist.
Oder der Autor würde am Beispiel von Einzelnen (Hauptdarstellern) zeigen, wie einerseits das Leid sich im persönlichen Leben ausbreitet, sich andererseits aber eine andere Form von Zusammenhalt in der Krise abzeichnet. Sind wir evtl. diese Hauptdarsteller?

Was allen Autoren gleicht. Am Ende wird die Welt gerettet. Die Menschheit überlebt und man hat den Eindruck, sie hätte aus der Krise gelernt. An dieser Stelle bin ich gespannt auf die Zukunft. Wird unsere Gesellschaft nach Coronna erst recht konsumieren, die Umwelt zerstören und auf Kosten der nachfolgenden Generationen leben. Oder werden Phänomene wie Massentourismus, Plastikflut, Luxuskonsum und Ähnliches als nicht systemrelevant verschwinden. Werden Menschen im Gesundheitsbereich und in der Pädagogik (in Lebensmittelversorgung und Gastronomie) in Zukunft nicht nur beklatscht, sondern auch gut bezahlt und werden wir unseren Kindern und Enkeln empfehlen, in diese ehrenwerte Berufe zu gehen?

Jesus ist als ein anderer Mensch auferstanden. Als Christ würde ich gerne daran mitarbeiten, das Reich Gottes nach Coronna wieder mehr spürbar zu machen und die Menschen zu begleiten, die aus der Krise gute Lehren gezogen haben. Man könnte fast einen Roman darüber schreiben.

Ulrich Martinschledde