Corona und die anderen Heiligen

Eine völlig unbekannte Heilige bekommt in diesem Jahr wohl die meisten Klickzahlen im Internet – die heilige Corona. Allerdings ist von dieser frühchristlichen Märtyrerin so gut wie nichts bekannt. Ob sie in der Krankenpflege tätig war, wissen wir nicht.

Aber unter dem Eindruck der zurzeit rasant steigenden Infektionszahlen der Corona-Pandemie habe ich einmal nachgesehen, welche Heiligen sich zu ihrer Zeit bei der Bekämpfung von Seuchen eingesetzt haben. Einige sind sehr bekannt geworden, andere weniger.

Vom heiligen Franziskus wird berichtet, dass er Aussätzige pflegte und sie sogar küsste, nachdem er sich für ein Leben der radikalen Nachfolge Jesu entschieden hatte.

Elisabeth von Thüringen, eine ungarische Königstochter, war mit einem deutschen Grafen verheiratet. Ihrem Vorbild, dem heiligen Franziskus folgend, verteilte sie ihren Besitz an Arme und kümmerte sich persönlich um Kranke. Als ihr Mann auf einem Kreuzzug starb, wurde sie von seinen Verwandten von der Wartburg vertrieben. Mithilfe ihrer Abfindung gründete sie in Marburg ein Krankenhaus für die Bedürftigen. Sie rieb sich so für die Kranken auf, dass sie mit 24 Jahren starb.

Der heilige Rochus wurde um 1295 in Montpellier geboren, verschenkte sein Vermögen an Notleidende, pilgerte nach Rom und pflegte dort Pestkranke. Er wurde 1320 auf der Rückreise in Piacenza selbst von der Pest befallen.

Berhardin von Siena, 1380 in einer vornehmen Familie geboren, kam zum Studium nach Siena. Als dort die Pest ausbrach, kümmerte er sich um die Kranken und Sterbenden der Stadt. Auch er selbst steckte sich an, überstand die Krankheit aber.

Aloisius Gonzaga, einem Jesuiten in Rom, lag die Pflege Kranker auch sehr am Herzen. Er setzte sich dafür ein, dass auch Arme ein würdiges Begräbnis erhielten. Als in Rom eine Pestepidemie wütete, infizierte sich Aloisius und starb mit 23 Jahren.

Damian de Veuster, ein belgischer Missionar, ging auf eigenen Wunsch 1873 auf die Insel Molokaʻi, wo in einem schwer zugänglichen Gebiet Leprakranke von der Gesellschaft ausgestoßen und ohne jede medizinische Betreuung lebten. Bei seinem Wirken unter den Kranken infizierte er sich mit der damals tödlichen Krankheit und starb daran.

Am Sonntag nun feiern wir Allerheiligen. An diesem Tag gedenkt die katholische Kirche nicht nur der bekannten und heiliggesprochenen Personen, sondern vor allem auch jener unbekannten Frauen und Männer, die ihr Leben nach Jesu Vorbild geführt haben, aber nicht offiziell in den Kreis der Heiligen aufgenommen wurden. Und wir können sicher annehmen, dass in den letzten Wochen und Monaten während der Corona-Pandemie einige dazugekommen sind. In den Medien wurde berichtet, dass sich eine große Anzahl von Menschen aus medizinischen Berufen bei der Pflege der Infizierten selbst angesteckt haben. Leider sind auch viele davon gestorben, gerade in den Ländern, in denen die medizinische Versorgungslage schlecht bis katastrophal ist und Schutzausrüstung für die Pflegenden fehlt. Und dennoch verrichten viele Menschen unter Lebensgefahr ihren Dienst, weil sie sich verantwortlich fühlen für die ihnen Anvertrauten. Das ist Nachfolge Jesu – auch wenn viele dieser „aktuellen“ Heiligen keine Christen sind. Auch für sie können wir am Allerheiligentag unsere Kerzen entzünden.

Armgard Diethelm