„Alles beginnt mit der Sehnsucht“

„Alles beginnt mit der Sehnsucht“. Diesen Satz stammt von Nelly Sachs. Meine Sehnsucht zu spüren und eine Ahnung davon zu haben, wohin mich diese Sehnsucht führen will, das ist der Beginn von Berufung. Durch die Taufe sind wir als Christen gefordert, unserer Sehnsucht nach Gott immer wieder sichtbar und glaubwürdig Zeugnis zu verleihen, denn als Getaufte sind wir alle dazu berufen. Nur durch unser Zeugnis in Wort und Tat kann die Welt Christus erkennen, können die, denen seine Botschaft noch fremd ist, ihre Sehnsucht entdecken und ihr nachgehen.

Sehnsucht nach der Sehnsucht
»Ein junger Jude kam zu einem Rabbi und sagte: „Ich möchte gerne zu dir kommen und dein Jünger werden.“ Da antwortete der Rabbi: „Gut, das kannst du, aber ich habe eine Bedingung. Du musst mir eine Frage beantworten: Liebst du Gott?“ Da wurde der Schüler traurig und nachdenklich. Dann sagte er: „Eigentlich lieben, das kann ich nicht behaupten.“ Der Rabbi sagte freundlich: „Gut, wenn du Gott nicht liebst: Hast du Sehnsucht danach, ihn zu lieben?“ Der Schüler überlegte eine Weile und erklärte dann: „Manchmal spüre ich die Sehnsucht danach, ihn zu lieben, recht deutlich, aber meistens habe ich so viel zu tun, dass diese Sehnsucht im Alltag untergeht.“ Da zögerte der Rabbi und sagte dann: „Wenn du die Sehnsucht Gott zu lieben nicht so deutlich verspürst, hast du dann Sehnsucht danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben?“ Da hellte sich das Gesicht des Schülers auf und er sagte: „Genau das habe ich. Ich sehne mich danach, diese Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben.“ Der Rabbi entgegnete: „Das genügt, du bist auf dem Weg.“«

Geht es uns nicht oft genauso wie dem Schüler? Die Sehnsucht zu spüren, das ist nicht immer leicht, erst recht dann nicht, wenn Vieles auf mich einströmt, Dinge mich belasten und quälen oder negative Ereignisse bzw. Nachrichten mich fesseln und es um mich herum eher dunkel ist. Doch das Osterlicht erlischt nicht. Und ist es auch noch so klein, es macht das Dunkel ein Stück heller. Und genau dieses Licht ist es, das in uns die Sehnsucht nach der Sehnsucht wach hält. Beten wir zu Gott und bitten wir ihn um die Kraft gibt, unserer Sehnsucht treu bleiben zu können.

Wo liegt deine Sehnsucht, die du wieder freilegen und der du nachgehen willst?

Ich lade Sie ein, dieser Frage in den kommenden Tagen einmal nachzugehen.

Pastor Carsten Adolfs