Ein Labyrinth und ein neuer Osterbrauch

In diesen Tagen ist so manches durcheinander und man verliert manchmal sogar die wenigen Dinge aus dem Blick, die man zugesagt hat. Deshalb etwas verspätet der Block für Heute.

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit schon mit der Recherche für ein Ausstellungsthema in der Fastenzeit 2021 in der e-kirche. Ich möchte gerne eine Ausstellung zum Thema „Labyrinth“ machen. Da ist es praktisch, dass ich im Moment etwas mehr Zeit dafür habe als sonst. Im Rahmen dieser Recherche bin ich auf ein begehbares 12-Kreislabyrinth gestoßen, das in der Nähe von Espelkamp liegt. Dieses ist aus Hainbuchenhecken gestaltet und man geht etwa 800 m bis zur Mitte. Ein Kontakt zur privaten Betreiberehepaar war schnell hergestellt und weil der Sicherheitsabstand gewahrt wurde, habe ich das Labyrinth auch mal ausprobiert.

Das Ehepaar, welches dieses Labyrinth entwickelt hat, bezeichnete sich im Gespräch als nicht kirchlich gebunden, erzählte aber von interessanten spirituellen Zugängen. So werden Besucher des Labyrinthes ein wenig eingestimmt und, wenn sie wieder aus dem Labyrinth kommen, nach ihren Erfahrungen befragt. Außerdem werden Kurse und andere Dinge angeboten, die der Selbstfindung dienen oder religiöse Züge tragen. So könnte man das Paar im weitesten Sinne auch als Seelsorger bezeichnen.

Sie erzählten, dass sie in den letzten Jahren viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt haben und viel über die Geschichte der Labyrinthe gehört und gelesen haben. Dazu gehört auch die christliche Tradition, die sich am deutlichsten in der Kathedrale von Chartres und dem dortigen Bodenlabyrinth wiederspiegelt.

Spannend fand ich aber auch den Bericht des nicht kirchlichen Paares, dass sie jedes Jahr zu Karfreitag eine brennende Kerze ins Labyrinth tragen und an geeigneter Stelle deponieren. Am Ostermorgen bei Sonnenaufgang wird diese Kerze dann wieder aus dem Labyrinth herausgetragen. Scheinbar deckt sich hier kirchliche Spiritualität mit Erfahrung von Menschen, die an ganz anderer Stelle auf der Suche sind.

Ich werde dieser Spur weiter folgen und evtl. in der Fastenzeit 2021 noch viel mehr erzählen können.

Ulrich Martinschledde